Der Psychomotorik-raum

Dem Psychomotorischen Raum kommt eine besondere Bedeutung zu.
Er bietet Beständigkeit in Bezug auf das zur Verfügung stehende Material. Das Kind kann klettern, springen, fallen, rutschen, rollen …
Es findet Möglichkeiten zum Verschwinden und wieder Auftauchen. Objekte zum Konstruieren und wieder Zerstören liegen bereit.
Das Kind hat weiche und harte, große und kleine, starre und verformbare, leichte und schwere Dinge zum Gestalten seiner eigenen Ideen zur Verfügung.

Der Psychomotorische Raum bietet auch Beständigkeit in Bezug auf die erwachsene Person, die Therapeutin. Sie bietet Halt in schwierigen Situationen, aber auch in lust- und freudvollen Momenten der Stunde. Sie gewährleistet einen Handlungsrahmen, indem sie über den Blick zum Kind, mit ihrer Stimme, ihrem Spiel für das Kind Beziehung aufbaut und hält.
Zu Beginn jeder Stunde wird der Raum von der Therapeutin vorbereitet. Die Kinder erleben, dass sie erwartet werden, und wissen, welche Objekte für sie zur Verfügung stehen. Diese verlässliche Gestaltung ist vorhersehbar und bietet Sicherheit. Sie können ihr Spiel immer wieder neu beginnen, frei von Vorgaben durch den Erwachsenen.

Die Psychomotorik-Stunde

Jede Stunde hat einen gleichbleibenden Ablauf:

  • Begrüßungsritual
  • motorisch expressives Spiel
  • Nicht die Psychomotorikerin bestimmt die Inhalte der Stunde, sondern das Kind füllt diese Zeit mit Inhalten, die ihm wichtig sind. Die Therapeutin folgt und steht ihm für sein Spiel zu Verfügung.
    Es hat die Möglichkeit, seine momentanen inneren Empfindungen im motorischen Spiel auszudrücken. Springen, fallen, konstruieren, zerstören, verstecken, umhüllen … die Freude und Lust am sensomotorischen Tun stehen im Mittelpunkt seiner Handlungen. Wiederholungen prägen oftmals das Spiel. Hier ist es möglich, Widerstand zu spüren, seine eigenen Grenzen auszutesten und Spannungen zu thematisieren. Im Spiel „tun wir so als ob“, wir spielen mit der Veränderung und lernen unser Sein zu gestalten.
  • Repräsentation
    Nun steht nicht mehr das eigene Handeln im Mittelpunkt, sondern es geht um das Erleben aus der Distanz. Das Kind hört einer Geschichte zu, fortlaufend von einer zur anderen Stunde, weitererzählt von der Therapeutin. Die Geschichte orientiert sich am Spiel des Kindes, greift Erlebtes auf, führt in eine fiktive Welt und ebnet durch die bildhafte Sprache den Weg von der Vorstellung und dem Spiel mit inneren Bildern hin zum Denken.
  • Zeit für das Kind, kreativ/konstruktiv zum Ausdruck zu kommen
    Am Ende der Stunde hat das Kind die Möglichkeit, durch Zeichnen, Arbeiten mit Plastilin oder Konstruieren mit Holzbausteinen Distanz zu seinem vorher tonisch-emotionalen Spiel zu gewinnen. Ruhe kehrt ein und das Kind hinterlässt Spuren im Raum. Die Zeichnung wird aufgehoben, die Konstruktion aus Plastilin oder Holzbausteinen wird fotografiert. Die Spur im Raum bekommt Beständigkeit.
  • Abschiedsritual

Zur leichteren Lesbarkeit wird auf die geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter.